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Wie war das mit der kognitiven Dissonanz?

Irgendwie bleibt seit geraumer Zeit kein Stein mehr auf dem anderen. Alles das, was uns lange Jahre im Außen stabil und als Orientierungsgerüst für unser Leben diente, bröckelt einfach weg.

Es bröckelt nicht nur, es bricht mit lautem Getöse zusammen. Dabei geht es mit unterschiedlichem Tempo und Intensität um die unterschiedlichsten Themen in allen nur denkbaren Bereichen unseres Lebens, sodass jeder davon betroffen ist. Sei es nun das Thema Gesundheit, die Familie, die Schule, die Arbeit, das Geld, die Rente, die Energieversorgung, weltweit eskalierende Konflikte, Umwelt- und Naturkatastrophen, Politik, Wirtschaft, das Klima, die Versorgung mit Lebensmitteln, das Autofahren, das Reisen – diese Liste ließe sich noch beliebig fortführen.

So brechen nicht nur – mittlerweile immer sichtbarer – die Dinge im Außen zusammen, nein es brechen auch die Fundamente einer Gesellschaft weg, die über lange Zeit den Menschen Orientierung, Halt und Sicherheit gaben.

Mittlerweile gilt die klassische Familie (Mutter, Vater, Kind) als gesellschaftliches Auslaufmodell, heute ist alles denk- und sagbar, was von der Natur in dieser Form nicht vorgesehen war. Woke und Gendern soll die Zukunft sein, die Last Generation als treibende Kraft in einer modernen Gesellschaft der westlichen Welt. Wer sich dem versperrt, dem droht die gesellschaftliche Abseitsposition. Verständnis und Toleranz für jeden und alles, vorwiegend für die Dinge, die sich mit zerstörerischer Kraft gegen die Natur des Menschen richten.

Was passiert hier? Mein Versuch, diesen Wahnsinn für mich einzuordnen, ist bestimmt auch eine Form dieser unten beschriebenen Dissonanz.

Meines Erachtens brechen hier gerade viele falsche Systeme und Strukturen zusammen, die die Menschen in vielschichtige Abhängigkeiten gebracht und die viel zu lange das Fundament unseres Weltbildes ausgemacht haben. Vielleicht, weil sie sich seit geraumer Zeit nur noch gegen das Menschsein ausgerichtet haben. Vielleicht, weil die Gesetze des Lebens, die uns als Wegweiser dienen sollten und uns erklären, wie das Leben funktioniert, gar keine Beachtung in vielen Belangen der modernen Welt mehr erfahren. Vielleicht ist nun der Punkt erreicht, an dem wir alle zum Umdenken, Neudenken und Selbstdenken gelenkt werden und an dem das Universum „STOP“ sagt.

Vielleicht bricht gerade vor unseren Augen all das zusammen, was in einer gesunden Gemeinschaft und Gesellschaft in Zukunft keinen Platz mehr finden sollte. Vielleicht muss das alles auch erst einmal zusammenbrechen, bevor und damit Neues, Lebensbejahendes, dem wahren Leben Dienliches entstehen kann und darf. So schmerzhaft das auch sein mag.

Brauchte es nicht schon immer zuerst Krisen, damit der Mensch gestärkt aus ihr wieder hervorgehen kann – wenn er sie denn erfolgreich gemeistert hat und sie als Chance ansieht? Als Chance, sich zu entwickeln und sich zu verändern.

Vielleicht muss jetzt alles auch so überzogen irre daherkommen, damit wir als Menschheit endlich zur Besinnung kommen und uns aufmachen, die eigene kognitive Dissonanz zum Wohle einer lebenswerteren Zukunft zu überwinden. Und zwar jeder für sich, genau dort, wo er sich gerade mit seinem Bewusstsein befindet.

Wann kommt es denn zu so einer Dissonanz? Das passiert immer dann, wenn das eigene Weltbild, mit dem wir uns als Individuum identifizieren, was aus Prägungen, Erfahrungen, Werten und Glaubenssätzen entsteht, nicht mehr mit der Realität im Außen harmoniert.

Der Mensch erlebt negative Gefühle, es wird in seinem Inneren unharmonisch – es kommt zu einer Dissonanz, die aus der Diskrepanz zwischen den eigenen Erwartungen und dem Außen resultiert. Und das tut ihm nicht gut. Das oberste Ziel ist es nun, dieses innere Ungleichgewicht wieder in die Balance zu bringen und diese Dissonanz zu überwinden oder zumindest zu reduzieren.

Nun hat der Mensch verschiedene Möglichkeiten, das zu tun:

Er reagiert über das Außen:

Er kann die Wahrnehmung der Realität seiner eigenen Überzeugung anpassen: Er blendet all das aus, was nicht in sein Weltbild passt. Indem er die Realität wie durch einen Filter wahrnimmt. Bewährte Mittel, diesen Zustand zu erreichen, sind etwa das gezielte Abwerten anderer Meinungen, Schuldzuweisungen an Dritte oder auch eine selektive Informationsbeschaffung. All das, was dem eigenen Weltbild entgegensteht und es stören würde, wird gar nicht erst wahrgenommen, zur Informationsgewinnung herangezogen, wird ignoriert oder pauschal und unreflektiert verurteilt. Somit hat er dann für sich den Zustand der Harmonie – zumindest vorübergehend – wiederhergestellt. Und die Ursache dieser Dissonanz kann im Außen, also außerhalb der eigenen Persönlichkeit – behoben werden. Diesen Weg schlagen viele Menschen – meist unbewusst ein – nicht zuletzt, weil er bequemer ist.

Doch wie lange kann das gut gehen? Eines Tages ist ein Punkt erreicht, wo er sich den Veränderungen im Außen mit diesen Methoden nicht mehr entziehen kann, wo er hinsehen muss, wo er, eventuell auch vom Außen gezwungen wird, über sein eigenes Weltbild nachzudenken. Dann greifen diese Dissonanz-Vermeidungsstrategien einfach nicht mehr. Was sollte er dann tun?

Er reagiert über sein Innen:

Er setzt bei sich selbst an. Der Weg, die Dissonanzen nachhaltig abzubauen, geht nur über die kritische Reflexion der eigenen Position, und daraus resultiert eine Veränderung des eigenen Verhaltens und Denkens. Indem er sich für andere Sichtweisen und Erfahrungen öffnet und den eigenen Horizont erweitert. Indem er lernt, sich zu entwickeln. Indem er sich Stück für Stück von all den Schichten, Denkweisen und Prägungen befreit, die ihn daran hindern, auf sich selbst zu hören, eigenverantwortlich zu denken und zu handeln und seiner Intuition zu vertrauen. Aber dafür sollte man bereit sein, sich mit selbst auseinanderzusetzen und sein eigenes Weltbild zu überprüfen und dieses auch kritisch zu hinterfragen.

Und genau das passiert aus meiner Sicht derzeit bei immer mehr Menschen, und zwar je größer der Druck im Außen wird – und er wird gerade massiv erhöht. Wir sind alle gefordert, das, was uns im Außen gezeigt wird, mit unserer Intuition, der inneren Stimme abzugleichen, die uns als Wegweiser durch unser Leben dienen sollte.

Wir alle hier sind angebunden an das Universum, jeder Einzelne von uns. Wir haben einen inneren Kompass, der uns leiten darf. Leider haben wir nur verlernt, diesen wahrzunehmen und ihm auch zu vertrauen. Für viele unserer Vorfahren war es selbstverständlich, zuerst nach Innen zu schauen, dort Halt, Orientierung, Kraft und Vertrauen zu gewinnen und daran dann sein eigenes Wertegerüst und Weltbild aufzubauen.

Von Innen nach Außen geht der Weg und nicht umgekehrt.